Ausschreibung

Bewerbungsschluss

22. Mai 2015

Fachrichtungen

Archiv-, Bibliotheks-, Informations- und Dokumentationswesen, Ethnologie, Germanistik, Geschichte, Kunstgeschichte, Kulturwissenschaft, Medienwissenschaft, Museologie, Philosophie, Politikwissenschaft, Psychologie, Soziologie und verwandte Fächer

Teilnehmerkreis

Eingeladen zur Bewerbung sind NachwuchswissenschaftlerInnen (v.a. Promovierende, Post-Docs, junge Museumsfachleute) der einschlägigen Fachrichtungen.

Beschreibung

Unsere Zeit ist von tiefgreifenden Verunsicherungen geprägt. Weltbilder, Wertvorstellungen und tradierte Wissensordnungen werden erschüttert und die politische Euphorie der Jahre 1989/90 ist verflogen. Das gilt für den vermeintlichen Siegeszug der Demokratie ebenso wie für die bisherige Selbstwahrnehmung des „Westens“ als Impulsgeber für Fortschritt und Entwicklung. Hinzu kommen geopolitische Krisen, die das Empfinden von unkontrollierbaren Veränderungen verstärken.

Museen und Bibliotheken sind als Sammler, Bewahrer und Vermittler materieller wie immaterieller Kulturgüter Institutionen mit hoher gesellschaftlicher Relevanz. Entstanden aus dem Streben, die Welt begreifbar zu machen und im 19. Jahrhundert zu Orten der öffentlichen Bildung aber auch der kulturellen Selbstvergewisserung geformt, stehen sie bis heute für die Herausbildung und Verfestigung von Wertvorstellungen und kulturellen Identitäten. Zeugnisse fremder Kulturen wurden dabei über lange Zeit der eigenen Deutungshoheit unterworfen. Heute geraten diese Ordnungen, die für gesichert galten, durch globale Austauschprozesse und digitale Verfügbarmachung ins Wanken. Die Öffnung der Institutionen für die Kulturen der Welt erzeugt dabei neue Perspektiven, relativiert aber auch gleichzeitig bisherige Selbstbilder.

Wie aber verhalten sich kulturelle Institutionen zu einer mehrdeutigen, sich digital und global immer schneller verändernden Umwelt? Wie positionieren sie sich angesichts von Diagnosen „flüchtiger Zeiten“ oder einer „flüssigen Moderne“ (Szygmunt Bauman), in der ein „flexibler Mensch“ (Richard Sennett) in einem „provinzialisierten Europa“ (Dipesh Chakrabarty) einer solchen „Beschleunigung“ (Hartmut Rosa) ausgesetzt ist, dass die allgegenwärtige Ungewissheit und Entgrenzung eine „Gesellschaft der Angst“ (Heinz Bude) entstehen lässt?

Die Henry Arnhold Dresden Summer School 2015 möchte Strategien und Möglichkeiten diskutieren, wie sich Kulturinstitutionen den Herausforderungen der Ungewissheit stellen und Beiträge zum Umgang mit ihr entwickeln können. Kulturelle Institutionen sind in der Geschichte verwurzelt. Weil sie sich aber gleichzeitig den Diskursen der Gegenwart öffnen, besitzen sie – so die These - ein großes Potential, den Umgang mit Ungewissheit zu reflektieren und zu erleichtern. Die Frage aber ist, wie sie dieses Potential nutzen und umsetzen können.

In einem sehr allgemeinen Sinne können Ungewissheiten auch als Mehrdeutigkeit, Multiperspektivität, Ambivalenzen und Ambiguitäten verstanden werden. Kulturinstitutionen können diese Ungewissheiten sichtbar machen, stehen gleichzeitig aber auch vor der Aufgabe, Strategien der Bewältigung zu entwerfen. Wie ließe sich beispielsweise eine „Ambiguitätstoleranz“ (Thomas Bauer), also eine innere Haltung der Souveränität angesichts von Mehrdeutigkeiten, befördern? Wie können Kulturinstitutionen erfolgreich als Diskursräume des Ungewissen fungieren, in denen einerseits gesellschaftliche Problemlagen thematisiert, andererseits aber auch neue Orientierungen erzeugt und stabilisiert werden?

Anhand zugespitzter Fragestellungen und praktischer Beispiele aus Dresdner Sammlungs- und Ausstellungsinstitutionen sollen im Rahmen der Summer School sowohl theoretische Ansätze als auch konkrete Projektideen erörtert und entwickelt werden. In einzigartiger Weise wird die Summer School dafür einen intensiven und produktiven Austausch mit renommierten WissenschaftlerInnen und VertreterInnen der Institutionen ermöglichen. Das zweiwöchige Programm umfasst Vorträge, Workshops und Podiumsdiskussionen sowie Gespräche in den einzelnen Häusern, ihren Sammlungen, Ausstellungen und Depots.

Parallel soll mit dem DSS-Lab für die TeilnehmerInnen ein kreativer Raum geschaffen werden, in dem eigene theoretische Ansätze und Projektideen weiterentwickelt werden. Die Ergebnisse des DSS-Lab werden zum Abschluss der Summer School öffentlich präsentiert.

Modalitäten

Die Teilnahmegebühr beträgt 250 € pro Person. Kosten für Anreise, Unterkunft und Verpflegung werden übernommen.

Zentral für die Bewerbung ist, neben den üblichen Unterlagen (Anschreiben, CV), die Vorstellung eines eigenen Konzepts, einer Projektidee oder Fragestellung, die im Rahmen der Summer School diskutiert werden kann. Ein solches Konzept kann vom eigenen Forschungsschwerpunkt ausgehen, auf einer arbeitspraktischen Erfahrung beruhen oder konkrete Fragen an die beteiligten Institutionen beinhalten. Der Text sollte eine Länge von 8.000 Zeichen (zwei Seiten) nicht überschreiten.

Arbeitssprache ist überwiegend Deutsch, einzelne Programmteile und Diskussionen können in englischer Sprache stattfinden. Internationale Interessenten sind ausdrücklich zur Bewerbung eingeladen. Sie sollten in der Lage sein, einem Vortrag in deutscher Sprache zu folgen.

Bitte senden Sie Ihre Bewerbung elektronisch an felicitas.von_mallinckrodt@tu-dresden.de.

Die Mitteilung über die Teilnahme erfolgt voraussichtlich bis Ende Juni 2015.