Ausschreibung

Bewerbungsschluss:

19.05.2019

Fachrichtungen:

Archiv-, Bibliotheks-, Informations- und Dokumentationswesen, Ethnologie, Germanistik, Geschichte, Kunstgeschichte, Kulturwissenschaften, Medienwissenschaft, Museologie, Philosophie, Politikwissenschaft, Psychologie, Soziologie und verwandte Fächer

Teilnehmerkreis:

Eingeladen zur Bewerbung sind NachwuchswissenschaftlerInnen (v.a. Promovierende, Post-Docs) der einschlägigen Fachrichtungen sowie junge Museums-, Archiv- und Bibliotheksfachleute.

Beschreibung:

Der öffentliche Diskurs ist zu einem Kampfplatz um Wahrheit geworden. Wahrheitsansprüche werden in Form des wechselseitigen Vorwurfes verhandelt, jeweils die falsche Wahrheit zu vertreten. Vokabeln wie postfaktisch, Fake News oder alternative Fakten machen die differenzierte Verständigung über unterschiedliche Welterklärungen und divergierende Interessen schwierig. Das geschieht vor dem Hintergrund einer wachsenden Skepsis nicht nur gegenüber den Eliten des Staates, sondern auch gegenüber Institutionen, die sich traditionell als Produzenten und Repräsentanten bestehender Wissens- und Gesellschaftsordnungen verstehen.

So geraten Museen und Bibliotheken, aber auch Universitäten mit ihrer Funktion, Wissen zu speichern, zugänglich zu machen und damit fortzuschreiben, zunehmend unter Druck. Die Unterscheidung zwischen Original und Fälschung, zwischen ‚richtig‘ und ‚falsch‘ sowie das Ringen um Beweis und Gegenbeweis haben in ihnen eine lange Tradition. Gleichzeitig sind sie Orte des Diskurses und Resonanzräume gesellschaftlicher Entwicklungen. Institutionen von Kultur und Wissen stehen somit nicht nur im Mittelpunkt gesellschaftlicher Polarisierungen, sie müssen sich auch in ihnen positionieren und sich aktiv zu ihnen verhalten. Sie sind Schauplatz des Kampfes um die Wahrheit, zugleich stehen sie auch im Fadenkreuz konkurrierender Wahrheitsansprüche.

Hier setzt die Henry Arnhold Dresden Summer School 2019 an. Das zehntägige Programm möchte dabei Fragen von Handlungsspielräumen, Kompetenzen und Verantwortung nachgehen: Wie agieren Museen und Bibliotheken, wenn sie ins Zentrum gesellschaftlicher Polarisierungen geraten? Welche Rolle kommt ihnen als Schauplatz und Austragungsort gesellschaftlicher Debatten zu? Und wie verhalten sie sich selbst als Akteure angesichts polarisierender Themen? Vielleicht ist es gerade die Aufgabe von Wissenschafts- und Kulturinstitutionen, gegen die Verengung des öffentlichen Diskurses auf ‚wahr‘ oder ‚falsch‘ zu zeigen, dass es durchaus mehrere Wahrheiten geben kann, dass auch Irrtümer produktiv sein können, dass Lügen erfolgreiche Geschichten schreiben konnten und dass Nichtwissen bisweilen hilfreich sein kann.

Diese Fragen sollen im Zentrum eines intensiven Austauschs mit den beteiligten Institutionen stehen. Die Themen einzelner Diskussionen und Workshops werden entlang aktueller Arbeitsschwerpunkte der jeweiligen Häuser entwickelt und haben daher einen hohen Aktualitätsbezug. So soll im Deutschen Hygiene-Museum vor dem Hintergrund der Neugestaltung des Ausstellungsbereichs „Sexualität“ das Museum als gesellschaftlicher Diskursraum untersucht werden. Konflikte um Deutungsmacht sollen im Militärhistorischen Museum thematisiert werden – beispielhaft einerseits anhand der Geschichte des eigenen Hauses, andererseits mit Blick auf die Deutung historischer Ereignisse wie das Attentat des militärischen Widerstandes auf Adolf Hitler vom 20. Juli 1944, das sich 2019 zum 75. Mal jährt. Die SLUB als eine Institution, die Wissen kuratiert und Zugang zu vielfältigen Quellen bietet, wird Techniken der Unterscheidung zwischen Fakten und Fake News bzw. Fake Science vermitteln. In den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden werden schließlich multiperspektivische Objektgeschichten diskutiert, was insbesondere in Hinblick auf den Umgang von Museen mit der Herkunft der Objekte und vor allem im Zusammenhang mit kolonialzeitlichen Beständen hochaktuell ist.

Als gemeinsames Projekt der Technischen Universität Dresden, des Deutschen Hygiene-Museums Dresden, des Militärhistorischen Museums der Bundeswehr, der Sächsischen Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden und der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden bietet die Henry Arnhold Dresden Summer School 2019 die einzigartige Möglichkeit, theoretische wie praktische Konzepte gleichermaßen in den Blick zu nehmen. Dabei werden in einzelnen Ausstellungsbesuchen und interdisziplinären Workshops konkrete Fragestellungen diskutiert und Handlungsvorschläge erarbeitet. Das Programm bietet darüber hinaus die Möglichkeit zur vertieften Auseinandersetzung mit den beteiligten Institutionen und ihren VertreterInnen sowie zu intensiven Diskussionen mit renommierten ExpertInnen und WissenschaftlerInnen.

Modalitäten:

Die Teilnahmegebühr beträgt 250 € pro Person. Kosten für Anreise, Unterkunft und Verpflegung werden übernommen.

Arbeitssprache ist überwiegend Deutsch, einzelne Programmteile und Diskussionen können in englischer Sprache stattfinden. Internationale InteressentInnen sind ausdrücklich zur Bewerbung eingeladen. Sie sollten in der Lage sein, Vorträgen in deutscher Sprache zu folgen.

Die Summer School wird von einem Blog (http://dss.hypotheses.org/) begleitet, der von den TeilnehmerInnen geführt wird. Die Bereitschaft, während der Summer School einen oder mehrere Blogbeiträge zu verfassen, wird vorausgesetzt.

Bitte senden Sie Ihre Bewerbung bestehend aus Motivationsschreiben und aktuellem Lebenslauf elektronisch an den Direktor der Henry Arnhold Dresden Summer School, Herrn Prof. Dr. Hans Vorländer (Email: ddsummerschool@mailbox.tu-dresden.de). Das Motivationsschreiben sollte eine Seite nicht überschreiten und den Bezug zum Thema der Henry Arnhold Dresden Summer School 2019 deutlich machen. Die Mitteilung über die Teilnahme erfolgt voraussichtlich bis Ende Juni 2019.